Geschichte und Gegenwart
Eine urkundliche Erwähnung, die den Zeitpunkt der Entstehung belegen könnte, existiert nicht; auf Grund anderer Quellen steht jedoch fest, dass die Erstbesiedlung um 1548 von Westerholz – heute Ortsteil von Wesendorf – aus erfolgte. Auch von Westerholz gibt es nur eine indirekte urkundliche Erwähnung aus dem 13. Jh. als eines von 2 slawischen Dörfern (das andere ist Betzhorn), das zusammen mit Wahrenholz vom Archidiakonat Hankensbüttel abgetrennt wurde; diese drei bildeten dann ein eigenes Kirchspiel.
Die sehr kleine Ansiedlung Wesendorf wuchs langsam (sehr geringwertige Böden) zu einem „Kleindorf“, das 1811, bei der ersten Volkszählung, 130 Einwohner hatte; die Generalteilung einiger Forsten, die Aufteilung von Koppelhuden und die Verkoppelung im 19. Jh. sorgten für eine gewisse Bevölkerungszunahme, den eigentlichen Wachstumsschub erhielt die Gemeinde jedoch erst durch den Bau des Fliegerhorstes Wesendorf (heute: Hammerstein-Kaserne), mit dem 1936 begonnen wurde – das Gelände hatte die Militärflugverwaltung im Jahr zuvor angekauft.
Über 2.000 Arbeiter wurden allein für den Ausbau des Flugplatzes benötigt, der bald auch noch eine moderne Blindflugschule bekam mit u. a. dem Auftrag, neue Techniken des Instrumentenflugs zu entwickeln und zu lehren. Wohnungen mussten errichtete werden für Offiziere, verheiratete Soldaten, Zivilbeschäftigte des Fliegerhorstes, die ihrerseits an Versorgungsleistungen unterschiedlichster Art interessiert waren – das boomende Wesendorf wurde Anziehungspunkt für Arbeitskräfte aller Art. Aus 310 Einwohnern im Jahr 1933 waren 1.496 im Jahr 1939 geworden.
Nach dem Krieg sorgten zum einen Flüchtlinge und Vertriebene, zum anderen nach dem „Mauerfall“ vor allem Spätaussiedler aus der ehemaligen Sowjetunion jeweils für ein weiteres Anwachsen der Bevölkerung. Mit der Verwaltungsreform 1974 wurde die bis dahin selbstständige Gemeinde Westerholz in die Gemeinde Wesendorf eingegliedert, gleichzeitig wurde Wesendorf Sitz der Samtgemeindeverwaltung. Die regelmäßig neu ausgewiesenen Baugebiete sind in kürzester Zeit ausverkauft, so dass die Gemeinde inzwischen 5229 Einwohner zählt.
Größter ortsansässiger Arbeitgeber der Gemeinde war bis zum Jahre 2006 mit Abstand die Bundeswehr, die 1957 das Gelände von den britischen Streitkräften übernahm. Neben den direkt durch den Bundeswehrstandort geschaffenen Arbeitsplätzen spielt auch die Kaufkraft der Soldaten und Zivilbediensteten im Wirtschaftsleben der Gemeinde eine Rolle. Der Standort wurde trotz Protesten am 31.12.2006 aufgelöst. Die Flächen wurden zu einem Industrie- und Gewerbepark umgewandelt, der u.a. einen Verkehrsübungsplatz, Bereiche für das Bogenschießen, Drohnenfliegen und eine Paintball-Anlage beheimatet.
Vom heimischen Gewerbe sind 4 größere und einige mittlere Unternehmen zu nennen, und in der Landwirtschaft gibt es noch 4 Vollerwerbsbetriebe, in denen Getreide, Kartoffeln und Zuckerrüben angebaut werden, während die Viehwirtschaft im Rückgang begriffen ist. Seit 2007 wird in Wesendorf von mehreren Landwirten aus der näheren Umgebung eine Biogasanlage betrieben, mit deren Abwärme öffentliche Gebäude und auch einige Privathaushalte beheizt werden. Der dafür erforderliche Silomais wird ebenfalls vor Ort angebaut.
Die Erdölförderung, die bis in die ´60er Jahre vor allem den Haushalt der damals noch selbständigen Gemeinde Westerholz gestärkt hat, ist inzwischen - als nicht mehr gewinnbringend - eingestellt worden.
Für Geselligkeit sorgen ein reges Vereinsleben und sportliche Angebote.
Ein großzügig angelegtes Sport- und Tenniszentrum mit Fitness-Bereich, Restaurant und Hotel, das Fahrradwegenetz, eine Paintball-Anlage und ein Offroad-Park komplettieren das Freizeitangebot.
Die Nahversorgung ist mit diversen Lebensmittelläden, einem Ärztehaus, diversen Ärzten und Apotheken hervorragend ausgestattet.
Für die kleinsten EinwohnerInnen stehen in Wesendorf zwei Kitas und eine Krippe zur Verfügung. Für die Schüler gibt es eine Grundschule und die Oberschule.
Mit der ungarischen Gemeinde Paka besteht seit 1991 eine Partnerschaft, die darauf zurückgeht, das Soldaten aus Paka während des 2. Weltkrieges in Wesendorf stationiert waren.
Die alte Schulchronik, angefangen im Jahre 1895, besagt über die Entstehung des Ortes: Der Sage nach soll Wesendorf im Jahre 1548 entstanden sein. Die mündliche Überlieferung berichtet folgendes: Der Herzog Franz von Gifhorn wollte einen seiner Diener schon immer eine besondere Gunst erweisen. Die Gelegenheit dazu bot sich ihm bei einem Jagdvergnügen. Die Jäger waren von dem Jagen müde geworden und lagerten sich im Holze am jetzigen Orte Wesendorf. Da äußerte der Günstling des Herzogs: „Hier mag ick wesen!“
Diese Worte erinnerten den Herzog an seinen gehegten Wunsch, er sprach: „Denn wes en Dorp!“ Daraus ist dann später der Name Wesendorf entstanden. Soweit die mündlichen Überlieferungen. Die Richtigkeit wurde vielfach von verschiedenen Seiten angezweifelt. Aus einer 1934 in Gifhorn aufgefundenen Akte der früheren Amtshauptmannschaft Gifhorn aus dem Jahre 1661 ist aber zu ersehen, dass tatsächlich ein Kuhhirte Carsten Gries aus Westerholz sich hier als erster angesiedelt und sicher nachträglich die Genehmigung des Herzogs Wilhelm von Lüneburg, der in der Akte erwähnt wird, erhalten hat mit den Worten: „Er soll dor wesen!“ und wahrscheinlich mit der Bedingung, die Jagdaufsicht gegenüber Wilddieben auszuüben. Dieser Gries soll sich im sogenannten „Stuebusche“ eine Hütte von Stutzen aufgerichtet haben. Nachher habe sein Sohn Drewes - so wird berichtet - die Wohnung verbessert. Einer namens Meyer habe sich dann als zweiter angebaut. Carsten Grieß lebte noch 1558, sein Sohn Drewes noch 1599.
Im Jahr 2017 erschien eine umfangreiche Ortschronik in der geschichtliches und Geschichten Wesendorfs vom Ursprung bis heute niedergeschrieben wurden.