Das Rathaus der Samtgemeinde Wesendorf

Das Rathaus der Samtgemeinde Wesendorf

„Das Thema Rathaus ist das Thema der Gemeinde überhaupt". Dieser Ausspruch eines bekannten Städteplaners soll keine naive Überbewertung finden. Unzweifelhaft jedoch ist die Relevanz eines Rathauses im Gesamtgefüge einer kommunalen Einheit.

Durch die im Jahre 1991 erfolgte umfassende Sanierung und Erweiterung des Rathauses der Samtgemeinde Wesendorf mit entsprechender Stellung, unter Bezug auf Nachbarbebauung und Straßenflucht, konnte die städtebauliche Anbindung hergestellt werden. Darüber hinaus richtet sich der gläserne Verbindungsbaukörper zwischen den beiden Gebäudetrakten mit dem Haupteingang akzentsetzend auf den Kreuzungspunkt der umgehenden Straßen aus.
Das Ziegelmauerwerk der Fassade als Bauwerk bestimmendes Material ist nicht nur im Gebäudeinneren, in der Eingangshalle, als Wandverkleidung und Fußbodenbelag mit verwendet worden, es bildet auch das wesentliche Gestaltungsmaterial des Eingangsvorbereiches, der Eingangsstufen, der Rollstuhlfahrerrampe, der Pflanztröge und der Vorplatzpflasterung, und bindet so das Bauwerk in die Umgebung ein.
Stellplätze für die Besucher befinden sich unmittelbar vor dem Gebäude rechts neben dem Haupteingang. Auf der Rückseite ist ein Parkplatz für die Mitarbeiter angelegt, außerdem im Grün zwischen Parkplatz und Ratssaal eine Terrasse zum Luftschöpfen in Sitzungspausen, aber auch um Bürgertreffen und sonstige Veranstaltungen im Hallen-, Foyer- und Saalbereich bis ins Freie ausdehnen zu können.
Das Bindeglied zwischen den beiden Gebäudetrakten bildet die ganz verglaste Eingangshalle. Sie ist nicht nur

Knotenpunkt der Gebäudeerschließung, sondern zugleich Repräsentations-, Ausstellungs- und Raum für sonstige Aktivitäten. Die Halle führt einerseits, linker Hand, zum Zentrum des Bürgeramtes. Auch dieser Bereich ist behindertengerecht zur Überwindung der Höhendifferenz zwischen den beiden Gebäudetrakten mit einer Hebebühne erschlossen. Andererseits geht die Halle über in den breiten Flur des rechten Gebäudetraktes, in das Foyer des Ratssaales. Halle, Foyer und Ratssaal sind durch gläserne Trennelemente optisch miteinander verbunden. Durch Öffnung dieser Elemente können sie bei Bedarf zu Funktionseinheiten variabler Größe vereinigt werden, in die selbst das Hallenobergeschoß über das Treppenhaus mit einbezogen werden kann. Die Erschließung der Obergeschossräume des Neubaus geschieht durch eine umlaufende Galerie über dem Erdgeschoß-Foyer, so das dieses, bis zum Dach durchgehend, durch ein Oberlicht im Dachbereich seine besondere Note erhält.

Zielpunkt war und ist, dass durch die guten räumlichen Möglichkeiten des Rathauses der Weg frei bleibt für heimische Künstler, für Vorträge und ähnliche Veranstaltungen, wie in der Vergangenheit bereits praktiziert. Es hat sich seit seiner Einweihung im Jahre 1991 als Heimstadt der Bürger bewährt und ist auf diese Weise zum Mittelpunkt kommunaler und gesellschaftlicher Aktivitäten herangewachsen. Indiz dafür sind auch die zahlreichen Ausstellungen, die seither großes Interesse bei Künstlern und Bürgerinnen und Bürgern gefunden haben.

Wandrelief im Eingangsbereich

Im Zuge der Sanierung und Erweiterung des Rathauses erteilte der Rat der Samtgemeinde Wesendorf im Jahre 1991 dem Magdeburger Künstler Bruno Groth den Auftrag, nach dem von ihm erstellten Entwurf ein Wandrelief im Eingangsbereich des Rathauses zu schaffen. Mit der Auswahl des Künstlers sollte nicht nur dessen bisheriges Schaffen gewürdigt, sondern auch ein Bezug zu den historischen Ereignissen der Deutschen Einigung markiert werden.

Das Wandrelief ist als Bestandteil des Mauerwerks in dieses integriert. Dabei hat der Künstler als Material den gleich Ton gewählt, aus dem auch die Verblendsteine der Wand gebrannt sind. Dies tat er nicht nur, um sein Werk homogen dem Material der Wand und des Bauwerks anzupassen. Er wählte Ton als erdhaften, natürlichen Grundstoff, einen Bestandteil auch unserer heimischen Böden, um mit seinem Kunstwerk auf die bodenständige Verbundenheit der Mitgliedsgemeinden sowie der Samtgemeinde mit ihrer ländlichen und landschaftlichen Grundlage hinzuweisen.

Durch das Kunstwerk ist es dem Künstler trotz weitgehender Abstraktion gelungen, die besonderen Kennzeichen der Samtgemeinde Wesendorf ausdrucksstark hervorzuheben.

Rathaus - Wandrelief
Rathaus - Wandrelief

Mit der Großform seines Wandreliefs zeigt er die Fläche des Samtgemeindegebietes. Durch die darin enthaltenen kreisförmigen Strukturen werden Lage und Zahl der einzelnen Mitgliedsgemeinden symbolisiert.
Die gleiche Größe dieser ist nicht zufällig. Sie soll deutlich machen, dass im kommunalen Alltag jede Mitgliedsgemeinde ohne Rücksicht auf Fläche und Bevölkerungszahl ein gleichgewichtiger Partner ist.
Diese Strukturen werden vom Künstler als lebendige, blühende baumartige Gewächse verstanden. Ihre solitäre Plazierung vermittelt, dass von der kommunalen Verantwortung als auch vom Dorfgemeinschaftsleben her weitgehend eigenverantwortliche Gemeinden bestehen. Diese wachsen allerdings als Gruppe - blühend, einem Walde vergleichbar - organisch gesund, zusammen und bilden so die Lebensgemeinschaft Samtgemeinde Wesendorf.